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Projektberichte

10.06.2015
Köln, Bremen, Jacobsdorf, Wittenberg und Berlin
Besuch aus den brasilianischen Partnergemeinden des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch

Der Becher mit einem Aufguss Mate chimarrão und Trinkrohr kreiste, als sich die Besucher aus der brasilianischen Partnergemeinde des Evangelischen Kirchenkreise Köln-Rechtsrheinisch und ihre Gastgeber zum Abschlussabend im Gemeindehaus der Höhenhauser Pauluskirche trafen. „Den trinkt man unter Freunden“, erläuterte John Espig, Pfarrer aus einer evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde aus Horizontina im Süden Brasiliens.

Pfarrerin Kerstin Herrenbrück (unten) mit Gästen aus Brasilien und dem Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch vor der Pauluskirche in Köln-Höhenhaus

Seine Gemeinde gehört zu den Partnergemeinden, mit denen der Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch eine Patenschaft unterhält. Drei Wochen waren zehn Gäste aus den sieben Gemeinden des dortigen Kirchenkreises in Höhenhaus zu Gast und Freundschaften entstanden in dieser Zeit reichlich, alte Kontakte wurden bei dieser Gelegenheit aufgefrischt.

Besuch in der Lutherstadt Wittenberg
„Ich habe keine Samba gehört und keine Caipirinha getrunken“, scherzte Pfarrerin Kerstin Herrenbrück beim Abschiedsabend. Über Fußball wurde in den drei Wochen nicht geredet, dafür aber vieles aus dem Alltag ausgetauscht. Herrenbrück und ihre brasilianische Kollegin entdeckten Gemeinsamkeiten bei der Alltagsbewältigung als Pfarrerin und Mutter. Die gemeinsame Glaubensgeschichte brachte allen ein Besuch in der Lutherstadt Wittenberg nahe. „Da war alles voll mit Baugerüsten“, stellte Lirdia Beck-Auler, Koordinatorin des brasilianischen Arbeitskreises, der die Kirchenpartnerschaft betreut, fest. Die Stadt putzt sich für das Reformationsjubiläum 2017 heraus und saniert Stätten des UNESCO-Welterbes wie die berühmte Schlosskirche.

Den Vorfahren näherkommen
Eine Woche verbrachten die Gäste im brandenburgischen Jacobsdorf, zu DDR-Zeiten Partnergemeinde von Höhenhaus. Von dort wurde auch die Berliner Stadtmission besucht. Das Auswandererhaus in Bremen war für viele brasilianische Gäste ein Ort, um ihren Vorfahren näher zu kommen, die größtenteils im 19. Jahrhundert Deutschland verließen.

Gemeinsamkeiten über Kontinente hinweg
„Wichtig an der Partnerschaft ist für mich, zu sehen, wie Kirche weltweit funktioniert“, betonte Herrenbrück. Ihr Kollege Otmar Baumberger aus Dellbrück ergänzte: „Einmal gesehen ist besser als 1.000 Mal hören“. Den gemeinsamen Glauben als verbindendes Element erlebten die Gemeindeglieder, die die Besucher als Gäste in ihren Wohnräumen aufnahmen und ihnen Schlüssel überließen. „Die deutschen Kirchen haben fertige Strukturen, aber erleben die gleichen Schwierigkeiten, ihre Leute zusammenzuhalten“, stellte Espig angesichts der ähnlichen Diaspora-Situation fest. Das Verhältnis katholischer und evangelischer Gemeinden sei aber auch in Brasilien gut.

Evangelisch in Brasilien
Die Gäste kamen aus dem Bundesstaat Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens. Dort, so Pfarrer John Espig, hat die lutherische Kirche (Igreja Evangélica de Confissão Luterana no Brasil – IECLB) noch recht großen Einfluss. Ihre Mitglieder sind überwiegend Nachfahren deutscher Auswanderer aus dem 19. Jahrhundert. Bei jüngeren Gemeindegliedern geht die deutsche Sprache langsam verloren.

Partnerschaft seit 20 Jahren
Der Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch unterhält seit 1988 internationale Partnerschaften mit Gemeinden aus dem Kongo, Brasilien und Taiwan. Die brasilianische Partnerschaft ist 20 Jahre alt und wird von Bernd-Dieter Neufang koordiniert, der am Besuchsprogramm krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte.



Text: Annette von Czarnowski
Foto(s): Annette von Czarnowski