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Projektberichte

21.08.2015
Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017: Ökumenisches Projekt lädt zum Mitmachen ein
Zum Auftakt macht jetzt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen „Lust auf Psalmen“ und veranstaltet dazu an zentralen Kölner Orten Ausstellungs- und Musikprojekte

Knapp zwei Jahre bevor Christinnen und Christen 2017 das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ feiern, machen sich die Kirchen bereits auf den Weg: Gemeinsam wollen sie ihn gehen, vielfältig soll er sein und am Ende sollen viele Brücken entstanden sein.

Sie stehen unter Psalm 31 „Meine Zeit steht in deinen Händen“, im Torbogen am Eingang zum Haus der Evangelischen Kirche: Pfarrer Dr. Martin Bock und Pfarrer Rainer Fischer

„Luther gehört nicht mehr allein den Protestanten“, meint Dr. Martin Bock, Leiter der Kölner Melanchthon-Akademie und Mitinitiator des Projekts „Mit Psalmen Brücken bauen“. Gemeinsam mit Monsignore Rainer Fischer, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln (ACK), hofft er, dass die gut 25 christlichen Glaubensgemeinschaften in Köln, darunter auch verschiedene orthodoxe und freikirchliche Kirchen, sich „vor Ort“ für das ökumenische Projekt begeistern können. Im Zentrum steht die Beschäftigung mit den Psalmen, die einander über Konfessionsgrenzen hinweg verbinden.

Inspiration zum Klagen, Bitten, Fluchen und Danken
Anders als bei der Spaltung der Kirchen vor 500 Jahren sucht das Projekt heute nach verbindenden Elementen im christlichen Glauben. Und findet sie, ähnlich wie der Reformator Martin Luther, in den Psalmen, den „Lobgesängen“ Davids, so das ursprüngliche hebräische Wort. Mit Klagen, Bitten, Fluchen und Danken vereinigen sie die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen. Psalmen bergen sowohl Konfliktstoff als auch Trost. In der ungeheuren Dichte der Psalmen, so Bock, sind sie noch heute eine Bereicherung.

Auch Rainer Fischer steht der ökumenischen Ausrichtung des Projekts sehr positiv gegenüber. Schon seit geraumer Zeit ist er in allen christlichen Gemeinden unterwegs, um weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen. Mittlerweile füllt sich der Kalender mit ganz unterschiedlichen Aktivitäten, angefangen vom Basteln, Malen, Dichten bis hin zum Singen und Beten.

Mitmachausstellung - insbesondere für Jugendliche
Zahlreiche innerstädtische Projekte sollen das Jubiläumsjahr einläuten: eine Ausstellung zum „Lebensraum Psalmen“ im katholischen Domforum, in der evangelischen AntoniterCityKirche und in der katholischen Kirche St. Peter (10. Februar bis 18. März 2016), ein jüdisch-christliches Musikprojekt „Tehillim“ in der evangelischen Melanchthon-Akademie und in der evangelischen Trinitatiskirche (Herbst 2016) sowie eine ökumenische Mitmachausstellung - insbesondere für Jugendliche - in der katholischen Kirche St. Johann Baptist (CRUX) und im Haus der Evangelischen Kirche (19. September bis 6. Oktober 2016).

Höhepunkt: ein Kölner ökumenischer Brückenweg
Start des auf knapp zwei Jahre angelegten Projektes ist jedoch schon am Samstag, 29. August, um 9.30 Uhr mit Einstiegsworkshops unter dem Motto „Lust auf Psalmen?!“ in der Kölner Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b. Nach einem Impulsreferat von Dr. Gunther Fleischer laden literarische, musikalische und künstlerische Ansätze die Teilnehmenden ein, sich individuell mit den biblischen Lobgesängen auseinanderzusetzen. Der Tag endet um 16 Uhr mit einem Psalmgebet.

Offiziell eröffnet wird das Projekt beim Neujahrsgottesdienst der ACK am 24. Januar 2016 in der Kartäuserkirche in der Kölner Südstadt. Seinen End- und Höhepunkt findet es mit einem Ökumenischen Brückenweg am Pfingstmontag 2017. An verschiedenen Stationen stehen dann die Mitwirkenden mit selbst erstellten Plakaten, Musik und Performances bereit und feiern gemeinsam einen Abschlussgottesdienst.

„Viel zu verkopft in der religiösen Diskussion“
Um den Gemeinden den „Brückenbau“ zu erleichtern, erhalten sie eine Arbeitshilfe und können sich in zahlreichen Veranstaltungen Anregungen für eine Auseinandersetzung mit den sprachgewaltigen Psalmen holen. Als Besonderheit soll sich jede Gemeinde oder Gruppe auf einen einzigen Psalm, eine Psalmengruppe oder einen ‚Ausschnitt‘ einigen. Dieser wird zum Ausgangspunkt für Gespräche, Theater oder musikalisch-literarische Interpretationen. „Wir sind heutzutage viel zu verkopft in der religiösen Diskussion“, sagt Fischer. Seine Hoffnung: dass die Psalmen die Menschen auf einfache Weise ins Gespräch bringen.



Text: Anne Siebertz
Foto(s): Anne Siebertz