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Projektberichte

20.02.2017
Seelsorgewochen in allen Kirchenkreisen
Im Mittelpunkt die Seele - Seelsorge im Geist der Reformation

Zum ersten Mal veranstaltet der „Arbeitskreis Seelsorge, Beratung und Supervision im Bereich der vier Kölner Kirchenkreise und des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region“ unter Vorsitz von Pfarrer Holger Reiprich im März 2017 „Seelsorgewochen“ in allen vier evangelischen Kölner Kirchenkreisen.

Mit den "Seelsorgewochen" im März möchte Pfarrer Holger Reiprich die Menschen für das Thema interessieren.

Anlass ist das Jubiläumsjahr der Reformation vor 500 Jahren. In dem Zeitraum vom 5. bis 31. März stehen Interessierten viele Veranstaltungen zum Thema offen; die meisten Angebote können ohne Anmeldung besucht werden. Ulrike Weinert sprach für kirche-koeln.de mit Pfarrer Holger Reiprich.

Was war der Anlass für die Seelsorgewochen?
Pfarrer Holger Reiprich: Der Grundgedanke besteht darin, Seelsorge und Reformation aufeinander zu beziehen. Zwei Fragen stehen dabei im Vordergrund. Erstens: Welche Bedeutung hatte die Seelsorge für die reformatorische Theologie? Und zweitens: Welche Bedeutung, Impulse und Anregungen hatte und hat die reformatorische Theologie für die Seelsorge damals und heute? Den theologischen Impuls dazu bot der Vortrag von Professor Okko Herlyn auf dem Seelsorge-Pfarrkonvent der vier Kölner Kirchenkreise im vergangenen Jahr. Er hat aus den reformatorischen Grundannahmen Martin Luthers Impulse für die Seelsorge dargestellt.

Wie setzen Sie die Impulse in Angebote um?
Pfarrer Holger Reiprich: Ein Beispiel ist das Stichwort „sola gratia – allein aus Gnaden“. Da der Mensch um sein „Angenommen sein“ weiß, kann er mit seiner Fehlbarkeit, seinem Scheitern und Schuldigwerden leben. Dies nimmt beispielsweise die Veranstaltung der Justizvollzugsseelsorge auf, indem sie ausgehend von Beiträgen von Gefangenen die Anerkennung von Schuld, das Geschenk der Vergebung und die damit verbundene Suche nach neuen Lebensmöglichkeiten thematisiert. Ein weiteres Beispiel ist das Stichwort „Communio Sanctorum – Gemeinschaft der Heiligen“. Damit ist der Aspekt des „Aufgehobenseins“ in der Gemeinschaft der Christinnen und Christen angesprochen. Das bedeutet: Ein Mensch bleibt mit seinem Anliegen nicht allein, sondern findet in der Kirche in ihren unterschiedlichen Ausprägungen, sei es die Ortsgemeinde oder der funktionale Dienst, ein tragfähiges soziales Netz.

Was kann man vom „Geist der Reformation“ in die heutige Zeit übertragen?
Pfarrer Holger Reiprich: Hier ist das Stichwort „Sacerdotium Omnium – Priestertum aller Gläubigen“ zu benennen: Wir erkennen darin eine Stärkung des Ehrenamts in der Seelsorge. In der Auswirkung bedeutet das, dass evangelische Nicht-Theologinnen und –Theologen in die Seelsorge eingebunden sind, sowohl in den Kirchengemeinden, als auch in der Notfallseelsorge sowie in der Telefonseelsorge. Hier zeigt sich zugleich auch, dass die verantwortungsvolle Tätigkeit der Seelsorge sowohl der Qualifizierung als auch der Begleitung bedarf.

Nach welchen Vorgaben entwickelten Sie als Referenten das Angebot?
Pfarrer Holger Reiprich: Im Vorfeld haben wir uns Gedanken gemacht, in welcher Wechselwirkung reformatorische Erfahrung und Seelsorge stehen. Uns war wichtig zu entdecken, wie stark Seelsorge durch diese reformatorischen Grundannahmen geprägt ist. Auf dieser Grundlage haben die Referentinnen und Referenten ihre Veranstaltungen konzipiert.

Wo sehen Sie Chancen, mit den evangelischen Seelsorgewochen religionsferne Menschen anzusprechen?
Pfarrer Holger Reiprich: Wir werden während der Seelsorgewochen auch kirchliche Räume verlassen. So gehen die Gefängnisseelsorger am 14. und 15. März mit dem Thema „Schuld und Vergebung“ auf die Straße, und zwar an der Antoniterkirche in der Schildergasse. Am 19. März überträgt der Deutschlandfunk aus der Stephanuskirche in Riehl einen Radiogottesdienst mit Pfarrer Uwe Rescheleit. Ich selbst bereite ein spirituelles Angebot im Flughafen Köln-Bonn vor.

Wo kann man sich über das Programm informieren?
Pfarrer Holger Reiprich: Alle Veranstaltungen sind auf der Homepage 2017.kirche-koeln.de hinterlegt. Die Kirchengemeinden haben zudem Druckvorlagen für ihre Gemeindebriefe erhalten und informieren, genauso wie die beteiligten Sozialeinrichtungen und Krankenhäuser, mit Plakaten und Broschüren über die Termine. In meinem eigenen Arbeitsbereich habe ich bereits in der Adventszeit, als das Licht von Bethlehem traditionell in die Feuer- und Rettungswachen getragen wurde, für das Lutherjahr und unsere Seelsorgewochen geworben: Neben dem Licht brachte ich eine Playmobil-Figur von Luther mit. Das weckte so viel Aufmerksamkeit, dass sich einige als evangelisch oder nicht-kirchenzugehörig, aber religiös interessiert „outeten“.

Über den Arbeitskreis
Der „Arbeitskreis Seelsorge, Beratung und Supervision im Bereich der vier Kölner Kirchenkreise und des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region“ existiert seit dem Jahr 2000. Er setzt sich aus den vier Synodalbeauftragten für Seelsorge, Beratung und Supervision zusammen sowie den Leiterinnen und Leitern der Arbeitsfelder „Altenheim-, Gefängnis-, Notfall-, Krankenhaus- und Telefonseelsorge“ sowie der Beratungsstelle. Als zuständige Superintendentin begleitet Andrea Vogel den Arbeitskreis. Zu dessen Aufgabe zählt unter anderem auch die Durchführung des alle zwei Jahre stattfindenden gemeinsamen Seelsorgepfarrkonvents der vier Kölner Kirchenkreise.



Text: Ulrike Weinert/ Holger Reiprich
Foto(s): Ulrike Weinert