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Projektberichte

16.09.2017
Sommerfest der Melanchthon-Akademie mit Angeboten „zwischen Himmel und Erde“
„Flaschenpost“ von Dozent Dogan Akhanli und kontroverses Theaterstück um Luther

Ein großer rauchender Ofen begrüßte etwa 100 Gäste, die zum Sommerfest der Melanchthon-Akademie in die Kölner Südstadt gekommen waren. Diese „Brotbackmaschine“ erinnere ihn an die kleine Lokomotive Molly aus „Jim Knopf“, sagte Akademie-Leiter Dr. Martin Bock in seiner Begrüßung. Er freue sich, so viele Interessierte und Dozenten zu sehen, auch wenn er einen schmerzlich vermisse: Der Kölner Schriftsteller Dogan Akhanli, der auf Betreiben der türkischen Justiz in Spanien festgehalten wird, ist seit Jahren Dozent der Melanchthon-Akademie. Zum Sommerfest schickte er eine „Flaschenpost“ mit nachdenklichen Grüßen.

Pfarrerin Dorothee Schaper, Hausmeister Daniel Badea und Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, (v.li.) vor dem Smoker „Molly“

Zum Sommerfest präsentierten einige Dozenten in 45-minütigen Schnupper-Workshops einen breiten Ausschnitt aus dem neuen Semesterprogramm unter dem Motto „zwischen Himmel und Erde“.

Wege zur inneren Gelassenheit
Die Diplom-Pädagogin Hannelore Gabor-Molitor zeigte fünf Wege zu mehr innerer Gelassenheit, der Psychotherapeut Jo E. Schnorrenberg bot eine meditative Einheit unter dem Motto „Achtsamkeit ist mehr als eine Entspannungstechnik“. Die Besucherinnen und Besucher konnten Aquarelle malen und Frottagen gestalten, persische Lieder singen und tanzen, die japanische Heilkunst Jin Shin Jyutsu und das Buch „Liebe und Tod auf Bali“ kennenlernen. Dorothee Schaper, bei der Akademie auch zuständig für interreligiöse Begegnung, lud zu einem kirchenpädagogischen Rundgang „mit allen Sinnen“ rund um die Kartäuserkirche ein.

Kontroverses Theaterstück um Luther
Im Reformationssommer durfte auch Martin Luther nicht fehlen: Martin Bock und Schauspieler Friedhelm Weiß trugen Szenen aus dem Theaterstück „Martin Luther und Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung“ von Dieter Forte aus dem Jahr 1970 vor. Das Stück, ein in neun Sprachen übersetzter Welterfolg, wurde in Deutschland sehr kontrovers diskutiert: von den einen als „Geschichtsfälschung“ beschimpft, von der Studentenbewegung gefeiert. Forte kritisiert in seinem Werk die organisierte Religion, Luther als Spielball der Mächtigen und den Kapitalismus.

„The new Cologne Southside Stompers“ spielten
Für eine entspannte Atmosphäre im Garten der Akademie sorgten Verwaltungs-Mitarbeiter Matthias Frank und Bruno Leicht als „The new Cologne Southside Stompers“ – gleich neben dem rauchenden Smoker, in dem kleine Brote gebacken wurden. „Wir teilen Wissen und Brot!“ lautete das Motto des Back-Workshops: In einem 100 Jahre alten Holzgefäß aus den Karpaten wurde der Brotteig mit Händen geknetet. Die Schale steuerte Akademie-Hausmeister Daniel Badea aus seinem Familienbesitz bei. Seine Großmutter hatte darin zweimal pro Woche den Teig für sechs Brote für die sechsköpfige Familie zubereitet. Die Workshop-Teilnehmerinnen stellten während des Festes je zwei Brote her – eines zum Verschenken und eines zum Essen.

Der Smoker heißt jetzt Molly
Die Idee dazu stammt ursprünglich aus Liverpool: Eine methodistische Pfarrerin, die über kein Gotteshaus verfügte, überlegte, was die Menschen in der Stadt tatsächlich brauchen und kam auf das Brotbacken. Das Diakonische Werk Köln und Region griff die Idee im Reformationsjahr auf und gab den Smoker – der jetzt Molly heißt – in Auftrag. Molly tourt nun durch die Kölner Stadtteile, um Menschen zum Brotbacken und Teilen zu animieren und um sie miteinander ins Gespräch zu bringen – letzteres gelang sehr erfolgreich beim Sommerfest der Melanchthon-Akademie.



Text: Martina Schönhals
Foto(s): Martina Schönhals