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Reformation in Köln und Region

Als Kölner Reformation im weiteren Sinn wird der Versuch der Einführung der Reformation im Erzstift Köln und den Nebenländern, dem Vest Recklinghausen und dem Herzogtum Westfalen, durch Kurfürst und Erzbischof Hermann von Wied bezeichnet. Im engeren Sinn bezeichnet der Begriff die in diesem Zusammenhang von Philipp Melanchthon und Martin Bucer 1543 verfasste Reformationsschrift.

 

Hermann von Wied war zu Beginn seiner Regierungszeit als Kölner Kurfürst ein entschiedener Gegner der protestantischen Bewegung. Bestärkt wurde er darin durch Johannes Gropper. Dieser war Priesterherr im Kölner Domkapitel und kluger Theologe. Hermann von Wied hatte allerdings die Reformbedürftigkeit der Kirche erkannt und sich dabei zunächst auf die Reformideen Groppers gestützt. Dieser erarbeitete 1535 im erzbischöflichen Auftrag Reformstatuten für die Kölner Kirche, die 1536 veröffentlicht wurden. Eine Provinzialsynode fasste auf dieser Basis 1536 entsprechende Beschlüsse. Allerdings blieb eine Verwirklichung weitgehend aus. In der Folge stagnierte die Kirchenreform im Erzbistum. Neue Impulse gingen 1541 vom Reichsabschied des Reichstages in Regensburg aus. In diesem Beschluss wurde von den geistlichen Reichsfürsten die Einführung einer „Christlichen Ordnung und Reformation“ verlangt.

 

Hermann von Wied, der bereits früher die Bekanntschaft des Reformators Martin Bucer gemacht hatte, lud diesen nun ein. In Buschhoven bei Bonn kam es zu einem ergebnislosen Religionsgespräch zwischen Bucer und Gropper. Unter dem Einfluss von Bucer wandte sich Hermann von Wied 1542 dem Protestantismus zu.

Im selben Jahr kündigte er auf dem Landtag des Kölner Erzstifts eine Kirchenreform an und berief sich dabei auf den Reichstagsabschied von 1540. Der Landtag und mit ihm das Domkapitel als dessen erster Stand erklärten sich damit einverstanden. Er machte aber zur Bedingung, dass „den alten Gewohnheiten und der Succession hiermit nicht abgebrochen werden möchte.“ Offenbar war dem Landtag zu diesem Zeitpunkt nicht klar, dass es Hermann von Wied nicht um eine Fortsetzung der auf der Provinzialsynode gefassten Beschlüsse sondern um eine Umgestaltung der Kölnischen Kirche im reformatorischen Sinn ging. Am Ende des Jahres 1542 predigte Bucer im Bonner Münster, dagegen protestierte das Domkapitel zunächst erfolgreich. Nach einer kurzen Pause nahm Bucer aber die Predigten wieder auf.

In der Folge begann sich unter Führung des Domkapitels und der Kölner Universität, unterstützt von Herzog Wilhelm dem Reichen Widerstand gegen die Reformation zu entwickeln. Auf dem Landtag von 1543 wurde Hermann von Wied insbesondere von Teilen der Ritterschaft, aber auch von Teilen des Domkapitels unterstützt. Der Kurfürst lud in der Folge auch Melanchthon ins Erzstift ein, der zu Beginn des Jahres 1543 in Bonn eintraf.

 

Text: Sabina Schult