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Projektberichte

20.09.2014
Interview mit Dr. Martin Bock, Beauftragter für die Ökumene, zur heutigen Einführung des Erzbischofs in Köln
„Ich glaube, Bischof Woelki hat ein großes Maß an Empathie für die gesellschaftliche Chance der Kirchen mit nach Köln gebracht.“

Herr Dr. Bock, heute wird Rainer Maria Kardinal Woelki in sein Amt als Erzbischof eingeführt. Erwarten Sie als Beauftragter für die Ökumene im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region Veränderungen im Verhältnis zur Katholischen Kirche in Köln?
Martin Bock: Das Verhältnis zwischen Stadtdekanat, Katholikenausschuss und dem Evangelischen Kirchenverband ist auch in den vergangenen Jahren gut und vertrauensvoll gewesen. Wir haben verschiedenste Projekte – von der Sonntagsallianz über das Gedenken an Freya von Moltke bis hin zum gemeinsamen Engagement für „Köln stellt sich quer“ – zusammen angeschoben und sind in der Öffentlichkeit oft mit einer Stimme aufgetreten.

Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie und Ökumenebeauftragter des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region

Ich erhoffe mir für die Zukunft, dass die Rückendeckung für diese Aktivitäten und für den Weg der Ökumene in Köln durch den Erzbischof größer wird. Köln ist auf katholischer Seite der Mittelpunkt des Erzbistums: Was hier gewollt und entschieden wird, das wird sich auf jeden Fall positiv auf die Ökumene ausprägen.

Was darf sich die ACK Köln, was dürfen sich die in Partnerschaften mit katholischen Gemeinden verbundenen evangelischen Kirchengemeinden vom neuen Bischof erwarten?
Martin Bock: Erzbischof Woelki war drei Jahre der Bischof von Berlin. Dort ist Kirche in einem viel stärkeren Ausmaß als hier dann glaubwürdig, wenn sie sich zur Pluralität der Gesellschaft bekennt und daraus etwas „macht“. Das gilt auch für die Vielfalt der Kirchen. Sie sind kein Grund zum Jammern! Ich glaube, Bischof Woelki hat ein großes Maß an Empathie für diese gesellschaftliche Chance der Kirchen mit nach Köln gebracht.

Ich erhoffe mir deshalb zum Beispiel, dass der gute Weg der Gemeinde-Partnerschaften auch weiterhin bejaht und gefördert wird. „Mit Christus Brücken bauen“ – das wird das Motto des Ökumenischen Brückenweges am Pfingstmontag 2017 sein, den die ACK Köln vorbereitet. Wenn auch die kommenden Jahre unter diesem Leitwort stehen „Aus dem Zentrum unseres Glaubens heraus zueinander Brücken schlagen“ und wenn das kreative Engagement in den Gemeinden, die miteinander Kirche Jesu Christi sein wollen, bejaht und nicht behindert wird, dann haben wir gute Jahre vor uns.

Welche Zeichen sehen Sie, dass Erzbischof Woelki seitens der katholischen Kirche das geschwisterliche Miteinander vorantreiben wird?
Martin Bock: Schon in diesem Spätsommer war „rein atmosphärisch“ zu spüren, dass sich das katholische Köln auf den neuen Erzbischof freut und es auch einen Aufbruch nach innen und außen erwartet. Die Stichworte, die Erzbischof Woelki bisher geäußert hat, deuten für mich daraufhin, dass der „franziskanische“ Kurs der römisch-katholischen Kirche in Köln gestärkt wird. Und das bedeutet: Die Kirche muss erkennbar an der Seite der Armen sein, sie muss von Nachfolge Christi nicht nur sprechen, sondern Menschen dazu sichtbar einladen und ein „Weg“ zu einem anderen Lebensstil sein. In dieser Logik ist es geradezu selbstverständlich, dass alle Christinnen und Christen – und darüber hinaus – an einem Strang ziehen!



Text: Angelika Knapic
Foto(s): Engelbert Broich