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Projektberichte

18.05.2015
Ein Krimi im Umfeld von Martin Luther
„Aufruhr in Wittenberg“ heißt Daniela Wanders drittes Buch über das Mittelalter – Interview mit der Autorin

„Aufruhr in Wittenberg“ ist Daniela Wanders drittes Buch. Ein Krimi im Umfeld von Martin Luther. Das Mittelalter eine düstere Zeit? Keineswegs, findet die Düsseldorfer Autorin, die überzeugt ist, dass es zu Luthers Zeiten in der Gesellschaft "geknallt" haben muss.

Cover des Luther-Krimis "Aufruhr in Wittenberg"

Frau Wander, „Aufruhr in Wittenberg“ ist Ihr drittes historisches Buch und Ihr erster historischer Krimi. Warum schreiben Sie Geschichten, die in der Vergangenheit spielen?
Ich habe immer viel gelesen und mich auch früh für Geschichte begeistert. Dann habe ich Kunstgeschichte studiert und dabei schnell gemerkt, dass ich den sozial-historischen Hintergrund von Bildern spannender fand als das Produkt selbst. Es war immer so, dass ich mich für den Menschen dahinter interessiert habe: Warum hat ein Künstler sein Bild auf eine bestimmte Weise gemalt? In welchem Kontext stand er?

Ich glaube fest daran, dass die Fragen, die Menschen ans Leben stellen, universeller Natur sind. Ob in der Steinzeit oder heute: Alle wollen ein Auskommen, alle wollen stabile Beziehungen, jeder hat Angst vor Hunger oder Krankheit oder dem Tod. Nur die Antworten, die wir auf diese Fragen geben, sind eben verschieden. Ich finde es faszinierend, mich in die Problemlösungen anderer Zeiten hineinzudenken.

Ihr aktuelles Buch spielt in der Zeit von Martin Luther. Warum?
Ich interessiere mich sehr fürs Mittelalter. Ich glaube, das liegt daran, dass es so oft als düstere Zeit bezeichnet wird, es aber damals nicht nur Schatten, sondern auch sehr viel Licht gab: bahnbrechende Erfindungen, wunderbare Kultur, große Kunst.. Der Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit ist eine konfliktreiche, aufregende Zeit mit großen Umwälzungen, von denen Luther einige selbst verursacht hat. In solchen Zeiten siedelt man gute Geschichten an, weil es da „knallt“.

Luther stellte mit seiner Gedankenwelt ja alles, was vorher als sicher galt, vollkommen auf den Kopf. Manche hat er mit seinen Ideen überzeugt, andere nicht. Gerade in Wittenberg muss doch jeder Bürger Position bezogen haben, da bin ich ganz sicher! Die einen fanden toll, was er gesagt hat, die anderen frevelhaft, aber kalt gelassen hat das sicher niemanden.

Außerdem fand ich das Jahr 1520 so bedeutend. Das war ja das Jahr der Androhung einer Bannbulle. Luther bekam die Aufforderung, etwa die Hälfte seiner Thesen zu widerrufen, sonst würde er exkommuniziert. Das war eine gewaltige Bedrohung für ihn, denn wer aus der Kirche ausgestoßen wurde, verlor jeden Halt in der damals gültigen Ordnung. Es spricht für seine starke Überzeugung, aber auch für seinen starken Charakter, dass er nichts zurückgenommen hat. Das finde ich bewundernswert!

Geben Sie uns einen Einblick, wovon Ihr Buch handelt?
Die Hauptfigur Katharina Roeseling kommt durch eine arrangierte Ehe nach Wittenberg. Sie fühlt sich dort sehr alleine und fasst nicht so schnell Fuß. Der einzige Mensch, dem sie sich erst einmal annähert, ist die junge Roswitha Ville, doch die wird schon bald erhängt auf dem Dachboden gefunden. Der allgemeine Konsens ist, dass sie sich umgebracht hat, was zur damaligen Zeit einen unerhörten Frevel darstellte. Katharina will und kann nicht glauben, dass Roswitha Hand an sich gelegt hat. Sie beginnt, der Sache nachzugehen, und stößt schnell auf Ungereimtheiten. Die Spur führt direkt ins Haus von Bruder Martin ... Es handelt sich also um eine Geschichte, die im Umfeld von Luther spielt, bei der er auch auftritt und eine Rolle spielt, aber es ist keine Biographie.

Die Schriftstellerin Daniela Wander


Wie recherchieren Sie für Ihre Bücher?
Zum Glück gibt es großartige Arbeiten im Bereich der Alltagsgeschichte. Davon profitiert man als Schriftsteller sehr.

Grundsätzlich bin ich ein Bücher liebender Mensch, also hole ich mir von dort auch viel Wissen. Man findet heute auch viel im Internet, muss aber lernen, dort die Spreu vom Weizen zu trennen.

Wie gelingt Ihnen beim Schreiben tagtäglich der Sprung vom Hier und Jetzt in Ihre Geschichte?
Durch Rituale. Am besten ist, es herrscht Ruhe, ich bin alleine und setze mich gleich morgens an den Schreibtisch. Was auch hilft, ist Musik. Momentan höre ich immer einen Barock-Sampler – ruhige Musik ohne Gesang. Der läuft dann leise im Hintergrund, während ich schreibe. Das funktioniert am besten. Ich bin aber auch nicht der Typ für Schreibblockaden, sondern immer schnell drin. Grundsätzlich gilt: Ein kreativer Prozess braucht Ruhe und keine Ablenkung.

Was ist Ihr nächstes Projekt?
Im Grunde ein Nachfolger des aktuellen Buchs: Katharina Roeseling klärt einen weiteren Fall auf, der sich diesmal im Kreise der Nonnen um Katharina von Bora abspielt.

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Daniela Wander: Aufruhr in Wittenberg, Ein historischer Luther-Krimi, Verlag Bild und Heimat, Berlin, 2015, 351 Seiten, 12,99 Euro.

Die Autorin, Jahrgang 1958, hat Kunstgeschichte, Ethnologie und Pädagogik in Hamburg und Köln studiert, arbeitete als Kunstexpertin. Ihr erster historischer Roman "Simonetta" erschien 2004, 2006 folgte "Die Erbin der Burg".