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Projektberichte

07.03.2017
Hochkarätig besetzte Veranstaltungsreihe
"Erinnerung und Erneuerung: 500 Jahre Reformation und die Ökumene"

Mit einem Vortrag des Historikers Professor Heinz Schilling aus Berlin beginnt eine hochkarätig besetzte Veranstaltungsreihe zum Reformationsjubiläum am Dienstag, 7. März, 19 Uhr. Schillings Thema, das er in der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, vorstellen wird, lautet "1517 - Luther und die Reformation, 2017 neu betrachtet."

Jens Freiwald, Dr. Martin Bock, Rainer Will, Markus Herzberg und Rolf Domning (v.l.) präsentierten die neue Veranstaltungsreihe "Erinnerung und Erneuerung. 500 Jahre Reformation und die Ökumene" - hier im Baptisterium.

Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, stellt den Referenten vor: "Schilling ist ein renommierter Profanhistoriker und Luther-Biograf, der die Wittenberger Geschehnisse global einordnen wird in das 16. Jahrhundert".

Veranstaltungsreihe vom 7. März bis 24. Juni 2017
Auf der Pressekonferenz in der AntoniterCityKirche nach Aschermittwoch begrüßten Pfarrer Dr. Martin Bock, Stadtsuperintendent Rolf Domning sowie Rainer Will, stellvertretender Leiter des Katholischen Bildungswerkes, Jens Freiwald, Referent des Stadtdechanten Robert Kleine, und Markus Herzberg, Citykirchenpfarrer an der Antoniterkirche, die anwesenden Journalistinnen und Journalisten und führten in die Veranstaltungsreihe der Melanchthon-Akademie, zusammen mit der AntoniterCityKirche, dem Domforum und dem Katholischen Bildungswerk, ein. Die Reihe steht unter dem Motto "Erinnerung und Erneuerung: 500 Jahre Reformation und die Ökumene.“

Luther – ein von der Mystik geprägter Theologe?
"Wir feiern ein Reformationsjubiläum erstmals in einer demokratisch verfassten Gesellschaft", hob Bock hervor und verwies auf die unheilvolle Verbindung von Kirche und Thron im Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren. Will präsentierte den zweiten Vortrag der Reihe. Der Kirchenhistoriker und Theologe, Professor Volker Leppin aus Thüringen, wird am Montag, 27. März, 19.30 Uhr, im Domforum, Domkloster 3, einen Vortrag mit dem Titel "Der unbekannte Luther - Transformation spät- und mittelalterlicher Mystik und Frömmigkeit" halten. Will erläuterte: "Das mittelalterliche Denken war nicht zuletzt stark von den Mystikern geprägt. Auch Luthers.“ Leppin werde in seinem Vortrag der Frage nachgehen, welche Mystiker für Luther wegweisend gewesen seien und in welcher Form er als reformatorischer Theologe zur Ausbildung einer neuen Gestalt von Mystik beigetragen habe.

Muss Kirche eine neue Sprache finden?
"Die Kirche verreckt an ihrer Sprache" ist die These von Kommunikationsberater und Autor Erik Flügge, die er in seinem gleichnamigen Buch aufstellt. Gemeinsam mit Michael Meyer-Blank, Professor für Religionspädagogik an der Universität Bonn, wird er am Montag, 3. April, 19.30 Uhr, in der AntoniterCityKirche, Schildergasse 57, diskutierten, ob diese These haltbar ist. "Der Jargon der Betroffenheit, der in der Kirche vorherrscht, erreicht viele nicht mehr", stellte Pfarrer Herzberg auf der Pressekonferenz fest: "Wir müssen eine neue Sprache finden." Der Kommunikationsstratege Flügge plädiere, der Forderung Luthers zu folgen und dem "Volk aufs Maul zu schauen".

Ökumene auf dem Vormarsch
Die Ökumene steht im Mittelpunkt zweier weiterer Vorträge der Veranstaltungsreihe. Am Montag, 15. Mai, 19.30 Uhr, sprechen der katholische Theologe, Professor Thomas Söding aus Bochum, und Jens-Martin Kruse, Pfarrer der evangelisch-lutherischen Christusgemeinde in Rom, im Domforum über "Die ökumenische Vision von Papst Franziskus - Anstöße für Rom und Wittenberg". "Versöhnte Verschiedenheit? Das Leuenberger Modell, die Einheit der Kirche und die Ökumene" ist das Thema der evangelischen Theologin, Professorin Athina Lexutt aus Gießen, und Dr. Tim Lindfeld aus Düsseldorf, am Mittwoch, 21. Juni, 19.30 Uhr, in der AntoniterCityKirche.

„Versöhnte Verschiedenheit“ – ein Modell für die evangelisch-katholische Ökumene?
Auf das Ökumene-Verständnis des Papstes ging Referent Freiwald ein. "Wir haben die sichtbare Einheit noch nicht erreicht. Aber die Ökumene bekommt gerade einen großen Schub. Man denke nur an den Besuch von Franziskus beim Lutherischen Weltbund am Reformationstag 2016 und den Besuch der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom, bei dem er einen Kelch als Gastgeschenk mitbrachte. Oder man denke an die gemeinsame Pilgerreise von Bischof Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD, ins Heilige Land. Es bewegt sich etwas." Im Übrigen dürfe man die Reformation nicht nur unter dem Aspekt der Kirchentrennung betrachten, so Freiwald. Die Reformation habe auch zu Reformen in der römisch-katholischen Kirche geführt. Im Leuenberger Modell haben 1973 auf dem Leuenberg bei Basel lutherische, reformierte und vorreformatorische Kirchen zu einem gemeinsamen Verständnis von "Kirchengemeinschaft" gefunden. Ob dieses Modell Vorbild für katholisch-evangelische Ökumene dienen kann, werden Lexutt und Lindfeld in ihrem Vortrag diskutieren.

Abschlussgottesdienst am Baptisterium
Stadtsuperintendent Rolf Domning verwies auf die Taufe als gemeinsames Fundament aller Christen. Dazu feiern er und Stadtdechant Kleine zum Ende der Veranstaltungsreihe am Samstag, 24. Juni, 16 Uhr, einen "Taufgedächtnisgottesdienst am Baptisterium". Der Eingang des Baptisteriums liegt an der Ostseite des Doms auf Straßenniveau. Die Taufe werde mittlerweile selbstverständlich gegenseitig anerkannt, so Domning. Deshalb sei das älteste christliche Taufbecken der Stadt ein hervorragender Ort für das Taufgedächtnis. Beim Abendmahlsverständnis gebe es allerdings noch unterschiedliche Sichtweisen. "Die Protestanten", so Domning weiter, "legen natürlich weiterhin Wert auf ihre eigene Identität."

Zu der Veranstaltungsreihe gibt es einen Flyer. Dieser ist auch in der Melanchthon-Akademie oder in der AntoniterCityKirche erhältlich.

Weitere Informationen
Der Eintritt zu den Veranstaltungen in der AntoniterCityKirche ist frei; der Vortrag von Prof. Heinz Schilling in der Melanchthon-Akademie – eine Anmeldung ist erwünscht – kostet 5 Euro; die Vorträge von Prof. Volker Leppin sowie von Prof. Thomas Söding und Pfarrer Jens-Martin Kruse im Domforum kosten jeweils 3 Euro.

Weitere Informationen erhalten Sie bei der AntoniterCityKirche unter Telefon 0221/ 925846-15.



Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann