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Projektberichte

03.11.2014
Die dritte ChurchNight in Brühl am Reformationsabend
„Geht gar nicht! Oder doch?“ hieß das bundesweite Motto, das sich in Workshops, Texten und Liedern wiederfand

Etwa 50 Jugendliche, überwiegend im Konfirmandenalter, besuchten am Abend des Reformationstages in den Räumen der Brühler Johanneskirche die dritte ChurchNight des evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd.

Jugendliche gestalteten aktiv den Gottesdienst mit während der ChurchNight 2014 in Brühl.

Die jugendlichen Gäste kamen in diesem Jahr aus Brühl, Wesseling, Köln-Raderthal, Lechenich, Köln-Rodenkirchen und Kerpen.

„Ein bisschen unheimlich, aber auch witzig“
Die Räume rund um die Johanneskirche boten genügend Platz für die Workshops und auch für die anschließende Übernachtung. Eine gute Voraussetzung, um diese Jugendnacht nach Brühl zu holen, meinte Jugendleiterin Isabell Ohl. Für Ohl stellt die ChurchNight eine gute Alternative zu Halloween dar, denn die Jugendlichen hätten festgestellt, „dass in der Kirche mehr geht“, als sie erwartet hätten, und dass der Spaß durchaus nicht zu kurz komme. Zum Beispiel beim Workshop „Blind Walk“, bei dem es darum ging, einander zu vertrauen und sich auf den andern zu verlassen: Mit jeweils einem halben Dutzend Jugendlichen wanderte die Jugendleiterin für etwa 30 Minuten durch Brühl. Alle waren mit einer Schlafbrille und einem Headset ausgestattet und mussten sich am Vordermann oder an der Vorderfrau festhalten. Über ein Walkie Talkie waren sie mit Ohl verbunden: „Rechts, links, geradeaus, Achtung Bordsteinkante“, ertönte es aus den Kopfhörern. Ein bisschen unheimlich, aber auch witzig fanden Milan und Luzie diese Situation, „weil wir die ganze Zeit gegen die Füße unseres Vordermannes gelaufen sind, aber ihm auch vertrauen mussten, sonst wäre es nicht gegangen.“

„hell, wach und evangelisch“
Die „ChurchNight“ wurde vor zwölf Jahren als Modellprojekt der Evangelischen Jugendarbeit von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ins Leben gerufen. Ein Anliegen ist es, die Thesen des Reformators Martin Luther in die heutige Zeit zu übersetzen. Auch in diesem Jahr gestalteten wieder Jugendliche in ganz Deutschland am Reformationstag „Kirchennächte“ mit ihren eigenen kreativen, witzigen und vielfältigen Ideen, bei der sowohl Spiritualität als auch Spaß ihren Platz haben sollen. Die Evangelische Jugend des Kirchenkreises Köln-Süd feierte ihre ChurchNight 2014 - wie schon zuvor - „hell, wach und evangelisch“ und schloss sich außerdem dem bundesweiten Leitspruch der ChurchNight an. Jedes Jahr gibt es ein neues Motto, das diesjährige lautete: „Geht gar nicht! Oder doch?“

Toleranz, Akzeptanz und Respekt
Damals vor fast 500 Jahren habe Luther formuliert „Moment, so geht das nicht weiter“, erklärte Diakon Fabian Böhme, Jugendreferent des Kirchenkreises Köln-Süd, das Motto. Auch heute gebe es immer wieder Situationen, wo klar werde, es müsse sich etwas ändern, eine Reform stattfinden. „Wir beziehen uns auf die Worte, die Matthäus aufgeschrieben hat: ‚Richtet nicht, auf das ihr nicht gerichtet werdet‘“. Wichtig seien Toleranz, Akzeptanz und Respekt im Umgang miteinander. Da müsse man sich auch mal „an die eigene Nase fassen“. Im Jugendgottesdienst versuchten die Organisatoren, den Jugendlichen diese Botschaft mit Hilfe von szenischen Einlagen, Texten und Liedern nahe zu bringen.

Leute kennenlernen und zusammen lachen
Neben dem Kernteam von sieben Organisatoren brauchte es noch mindestens doppelt so viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für die ChurchNight. Und die engagierten sich ausgesprochen gerne. So wie Jasmin, die im Gottesdienst gesungen hat und für das Schwarzlicht-Minigolfspiel verantwortlich war - und dafür die Jugendlichen mit fluoreszierender Farbe bemalt hatte. Oder Steffen, der diesmal einen Theaterworkshop anbot und schon bei den letzten beiden Kirchennächten mit dabei war. Er findet es wichtig, „immer wieder neue Sachen kennenzulernen“, neue Erfahrungen zu machen und „immer wieder Leute zu treffen“. Das gemeinsame Lachen und der Spaß miteinander „gibt mir sehr viel“.

Das Herzstück ist der Jugendgottesdienst
Die ChurchNight beginnt traditionell mit dem gemeinsamen Grillen, dann folgen die Workshops. Das „Herzstück“ ist der Jugendgottesdienst ab 23 Uhr. Danach geht es mit einer Workshop-Phase weiter und ein Nachtcafé wird für die „Nachteulen“ geöffnet. Geschlafen wird auf Luftmatratzen oder Isomatten in Gemeinschaftsräumen: Die Frühschläfer schlafen in den unteren Räumen, die Spätschläfer oben, wo die Räumlichkeiten erst nach den Workshops hergerichtet werden. Für Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren ist es ein besonderes Erlebnis, in der Nacht wach zu bleiben. Caroline, Anna, Julia und Leonard aus Brühl waren jedenfalls fest davon überzeugt, erst zwischen vier und sechs Uhr morgens müde zu werden. Viel Schlaf haben sie wohl nicht bekommen, denn um neun Uhr trafen sich alle zum Frühstück und damit ging die ChurchNight 2014 des Kirchenkreises Köln-Süd auch schon wieder zu Ende.

ChurchNight 2015 in Köln-Raderthal?
Zum ersten Mal als Organisator mit dabei war Samuel Heym. Seit drei Monaten unterstützt er als Hauptamtlicher die Jugendarbeit der Evangelischen Philippus-Kirchengemeinde Köln-Raderthal. In Brühl war er für die Musik im Gottesdienst verantwortlich. Gefragt, ob es im nächsten Jahr eine ChurchNight in Raderthal geben könnte, meinte er: „Das könnten wir überlegen und wäre eine Möglichkeit.“



Text: Jutta Hölscher
Foto(s): Jutta Hölscher